Es war einmal vor längst vergangener Zeit; die Welt war schwarz-weiß, die Erde eine Scheibe und ich im Volontariat in Pforzheim. Eines schönen Tages in jenem Oktober 2006 – ich war als erster in der Sportredaktion und hatte gerade den PC hochgefahren – betrat der Chef vom Dienst das Büro, in der Hand eine Zeitung und im Gesicht nicht eben den zufriedensten Gesichtsausdruck. Warum wir die Sache mit Patrick Groetzki denn nicht größer gemacht hätten, schließlich sei das doch ein Pforzheimer Jung und eines der größten deutschen Talente, die in die Bundesliga wechseln; das könne man doch nicht mit einem Einspalter abhandeln.
Ich versuchte souverän und kompetent zu wirken und versicherte, natürlich wüssten wir um die Wichtigkeit des Themas und würden auch noch mehr machen. Aber er wisse doch, wie das sei, die Meldung sei spät gekommen, die Seite war schon zu, es war keine Zeit und für eine größere Geschichte müsse man ja mit dem Protagonisten selbst, seinem Trainer und noch anderen Leuten sprechen. Nachdem der CvD ein wenig besänftigt das Büro verlassen hatte, schmiss ich Google an und sah erst einmal nach, wer dieser Patrick Groetzki eigentlich ist.
Ein Ruf wie Donnerhall
Der war damals erst 17 Jahre alt, spielte sein erstes Jahr bei den Senioren der SG TB Pforzheim/TV Eutingen in der Oberliga Baden-Württemberg (4. Liga) und hatte bei Kennern des Jugendhandballs schon damals einen Ruf wie Donnerhall. Er galt als größtes deutsches Talent seiner Altersklasse, war Jugend-Europameister, zum besten Spieler der EM gewählt worden und auch bei der SG Pforzheim/Eutingen war er bester Torschütze.
Ein paar Tage später erlebte ich ihn erstmals bei einem Handballspiel: ein schüchterner langer Schlaks, der einerseits für die Mannschaft die Wasserkästen schleppen musste und andererseits vor dem Spiel noch zwei kleinen Mädchen Autogramme gab. Dass Patrick Groetzki ein Riesentalent ist, konnte selbst ein Handball-Laie wie ich erkennen. Er war schon damals ungeheuer schnell, sprunggewaltig, hatte trotz seiner dünnen Arme eine enorme Wurfkraft und alle Wurfvarianten drauf. Er wäre schon als 18-Jähriger um ein Haar mit zur U-21-WM gefahren, der Trainer, ein gewisser Martin Heuberger, strich ihn aber als letzten Spieler aus dem Aufgebot.
Ach ja: Ratet, wer die Geschichte über Patrick Groetzki dann machen durfte/musste/sollte: Der, der vorm CvD die große Schnauze gemacht hatte. Folgenden Text schrieb ich also:
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